ANKLAMS NEUE MITTE
Im Zweiten Weltkrieg wurde Anklam als Standort der Arado Flugzeugwerke zum Ziel von Luftangriffen. Am 9. Oktober 1943 griffen Bomber der 8. US Air Force die Hansestadt erstmalig an. Dabei wurde die Kupferabdeckung des Kirchturmes von St. Nikolai schwer beschädigt und die Fenster durch die Druckwellen der einschlagenden Bomben zerstört. Im April 1945 erreichte der Bodenkrieg Anklam. Als die Rote Armee am 29. April die Stadt einnahm, wurde sie von den über die Peene abziehenden deutschen Truppen beschossen. Artilleriebeschuss, Bombardierungen aus der Luft sowie Brandstiftungen lösten einen Flächenbrand mit verheerenden Folgen aus. Der Turmhelm von St. Nikolai stürzte in das Kirchenschiff und brachte die Gewölbe zum Einsturz. Bis auf die Umfassungsmauern, die achteckigen Pfeiler, die Arkadenbögen, die südlichen Kapellenanbauten und einige, wenige Einrichtungsgegenstände war die Kirche vollständig zerstört.
Als Ruine ragte die Nikolaikirche von 1945 bis in die 1990er Jahre aus dem Stadtzentrum Anklams hervor. Seit 1995 ist die Kirche ein wesentlicher Bestandteil umfassender Pläne zur Stadtreparatur und ‑erneuerung. Dazu zählte insbesondere der Rückbau der Plattenbauten aus den 1970er Jahren und eine Neubebauung der westlichen und östlichen Marktplatzseiten, die sich an architektonischen Formen der historischen Bebauung orientiert. Damit wurde auch die Zukunft der Nikolaikirche zum städtebaulichen Thema. Deren Erhaltung war durch bürgerschaftliches Engagement zwischenzeitlich angemahnt und befördert worden. Das Gebäude wurde gesichert und ein Kirchendachstuhl errichtet, so dass es als Ausstellungsraum genutzt werden konnte. In Zukunft wird auch der Turmhelm mit seiner ursprünglichen Höhe von 103 Metern wiedererrichtet werden und das Otto-Lilienthal-Museum bezieht im neuen IKAREUM einen attraktiven Ort im Zentrum der Hanse- und Lilienthalstadt Anklam.