Anklam um 1615, aus der Stralsunder Bilderhandschrift, Stadtarchiv Stralsund

ANKLAM STEINREICH

Vom Handel der mittelalterlichen Kaufleute profitierte die ganze Stadt. Das kann man bis heute an den Wahrzeichen Anklams erkennen: die Marienkirche und die Nikolaikirche prägen mit ihren hohen Türmen das Stadtbild. Sie waren schon im Mittelalter weithin sichtbare Landmarken für Seefahrer auf dem Haff und sie sind bis heute herausragende Beispiele der hansestädtischen Backsteingotik im Ostseeraum. Das gilt auch für das um 1250 erbaute Steintor. Das 32 Meter hohe, repräsentative Bauwerk ist das einzig erhaltene Tor der mittelalterlichen Stadtbefestigung. Darin befindet sich heute das stadtgeschichtliche Museum im Steintor.

1995 gelang Archäologinnen und Archäologen in Anklam ein sensationeller Fund. Bei der Freilegung von Kellergemäuern eines mittelalterlichen Hauses stießen sie auf einen Schatz aus 2579 Münzen und edlen Schmuckgegenständen. Der Fund lässt sich auf die Zeit des Dreißigjährigen Krieges in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts datieren. Man vermutet, dass es sich dabei um in den Kriegswirren zusammengetragenes Diebesgut handelt. Möglicherweise raffte die Pest die Urheber des Verstecks dahin, sodass es unentdeckt blieb. Der Anklamer Münzschatz befindet sich heute im Museum im Steintor.

Anlässlich der Ausstellung des Schatzfundes in der Nikolaikirche im Jahr 2009 fertigte der Künstler Norbert Folberger die Plastik „Der Fährmann, der Kaufmann und der Tod“. Die Darstellung geht auf eine Sage aus der griechischen Mythologie zurück: Der Fährmann bringt Verstorbene über den Fluss Styx ins Totenreich. Als Lohn für den Fährmann, legt man den Toten eine Münze unter die Zunge. Folbergers Übertragung stellt einen wohlhabenden Kaufmann dar, der aus seiner Handelsniederlassung nach Anklam zurückkehrt. Am Rumpf des Schiffes fährt jedoch bereits der Tod mit. Er symbolisiert die Pest, die in den Jahren, als der Schatz in Anklam versteckt wurde, in der Stadt grassierte.

Bild 2: Stadtseite des Steintores Mitte des 19.Jh.

Bild 3: Herzog Barnim I und seine drei Gemahlinnen aus dem Stammbaum der Greifen, 1598.

Bild 4: Stadtansicht Anklam von Norden, 1724

Für den Handel war die geschützte Lage Anklams an der Peene von Vorteil. Über das Haff hatte die Stadt Zugang zur Ostsee und damit zum Fernhandel, der im 13. Jahrhundert durch die Hanse eine enorme Entwicklung nahm. Im Jahr 1264 befreite Herzog Barnim I. die Bürger von Anklam von jeglichem Zoll, „damit sie frei und ungehindert zu Schiff in unserem Land fahren können“. Erst wenige Jahre zuvor erhielt der Ort das Stadtrecht und mit den gewährten Rechten begann die wirtschaftliche Entwicklung.

Im Jahr 1283 trat Anklam der Hanse bei und verbündete sich mit Lübeck, Wismar, Rostock, Stralsund, Greifswald, Stettin und Demmin. Aus dem fruchtbaren Umland exportierten Anklamer Kaufleute Getreide. Noch einträglicher aber wurde der europaweite Handel mit Heringen. In der stadteigenen Handelsniederlassung auf der schwedischen Halbinsel Falsterbo verpackten die Anklamer Fisch und exportierten ihn nach Mittel-, West- und Südeuropa.