
DIE PRAXIS
VOM SPRUNG ZUM FLUG
Seit seinem ersten erfolgreichen Flug im Jahr 1891 packt Otto Lilienthal das Fliegen wie eine Sucht. Bis zu seinem tödlichen Absturz im Jahr 1896 nutzt er jeden Sommer für seine Flugversuche. Im Berliner Umland sucht er nach den besten Höhen für den Absprung, baut sich schließlich selbst einen „Fliegeberg“ und konstruiert Flugapparate, die er immer weiter variiert und verfeinert.

Otto Lilienthal mit "Derwitzer Apparat", Fotografie, Carl Kassner, 1891
Die Aufnahmen des Jahres 1893 an der Steglitzer Maihöhe stammen von Ottomar Anschütz, einem Pionier der Momentfotografie. Diese Bilder gehen um die Welt und führen auch den Lesern populärer Zeitschriften die Sensation des fliegenden Menschen vor Augen.
Im September 1893 meldet Lilienthal ein Patent an. In der Patentschrift beschreibt er eine Flugmaschine, die „zur Ausübung des freien Fluges für den Menschen dienen und sowohl den Segelflug ohne Flügelschlag als auch den Ruderflug mit bewegten Flügeln bewirken“ soll. An sein Patent knüpft er auch die Hoffnung, mit dem Verkauf seiner Flugzeuge Geld verdienen zu können. Sein Ziel ist es, das Fliegen als Sport zu etablieren und somit populär zu machen: „Hunderte von jungen kräftigen Leuten würden sich solche billig herzustellenden Segelapparate halten und in der Weite der Segelflüge zu überbieten suchen“. Für dieses Ziel wirbt er, auch durch öffentliche Flugversuche vor Publikum und Presse. Die Aufnahmen von namhaften Fotografen wie Ottomar Anschütz und Alex Krajewsky gehen um die Welt.
Lilienthals "Heimatflugplatz" war ab 1894 der Lichterfelder "Fliegeberg". In den Rhinower Bergen im Havelland erreicht er größere Flugweiten. Die Sprünge vom 60 Meter hohen Hauptmannsberg hält der Fotograf Alex Krajewesky 1893 in spektakulären Aufnahmen fest. Lilienthal gleitet hier 250 Meter weit.