AUGE IN AUGE MIT DEN LILIENTHALS: ERFINDERLEBEN IN BERLIN

Wenn auch der Name Lilienthal untrennbar mit der Technikgeschichte des Flugzeugs verbunden ist - Otto und Gustav Lilienthal waren weit mehr als – in Anführungsstrichen – „nur“ Luftfahrtpioniere. Die beiden Brüder bewiesen nämlich in vielen anderen Bereichen ihre Kreativität, ihren Erfindungsreichtum und vor allem ihre hohe soziale Kompetenz.

So startet Otto Lilienthal zum Beispiel in Berlin seine Karriere als Maschinenbauer. Dank seines technischen Know-hows, gepaart mit viel Ehrgeiz und Unternehmergeist gründet er seine eigene Maschinenfabrik, die ihm ein durchaus einträgliches Einkommen bescherte. Aber nicht nur ihm, sondern auch seinen Angestellten. Die wurden nämlich am Gewinn der Lilienthalschen Fabrik beteiligt.

Wie sein Bruder Otto, mit dem er die gesellschaftspolitischen Ideale teilte, war Gustav Lilienthal ebenfalls ein Hans Dampf in allen Gassen: Er war Architekt, Bauunternehmer, Spielzeugfabrikant, Pädagoge – und er war Sozialreformer und das mit Leib und Seele.

Gustav Lilienthal glaubte an soziale Gerechtigkeit durch technischen Fortschritt. Mit seinen Mitteln und Ideen versuchte er die damalige Gesellschaft zu ändern. So machte er sich stark für bessere Ausbildungsmöglichkeiten von Frauen im Kunstgewerbe. Oder engagierte sich für wohnungslose Menschen.

Als Architekt verstand Gustav das Bauen als eine gesellschaftspolitische Aufgabe – er wollte solide, nachhaltig und preiswert bauen. Was er dann auch tat: Mit modernen Bauten für den Mittelstand ebenso wie mit Fertighauselementen für genossenschaftliche Siedlungen und menschenwürdigen Unterkünften für Obdachlose.